Therapievorraussetzungen

Was Sie vor Beginn der Therapie wissen sollten

Wenn Sie sich entscheiden, eine Therapie mit mir gemeinsam zu beginnen, müssen Sie sich darauf einstellen, dass Ihr eigenes Mitwirken und Ihre innere Bereitschaft eine wichtige Voraussetzung ist, um Großes in Ihrem Selbstheilungssystem zu bewirken.

Das Allerwichtigste zu Anfang und auch später in der Therapie ist, dass Sie ein konkretes oder zumindest ein wenig vorstellbares Ziel haben, das Sie erreichen möchten.

Das kann ein ganz kleines Alltagsziel sein, etwas, woran Sie merken, dass es Ihnen besser geht und Sie durch die Therapie darin unterstützt werden, dies zu erreichen. Erst wenn die Gegenwart stabil genug ist und Sie ein Ziel vor Augen haben, können wir uns umdrehen und in die Vergangenheit schauen. Das kann oft einige Zeit lang dauern. In der Therapie werden wir gemeinsam über Ihre Ziele sprechen und diese immer wieder zusammen überprüfen.

Unsere gemeinsame therapeutische Arbeit soll Ihnen die Möglichkeit zu gemeinsamem Erforschen, Erkennen und Verändern bieten und dadurch Ihre Funktionsfähigkeit im Alltag zu verbessern. So, wie eine gemeinsame neugierige Grundlagenforschung. In die Zukunft gerichtet, mit einem sicheren Fuß in der Gegenwart, mit dem anderen in der Vergangenheit, wenn genug Vertrauen zwischen uns vorhanden ist.

So ähnlich, wie, wenn Sie eine neue Sprache lernen: Ich kann Ihnen viele hilfreiche Informationen geben, kann Ihnen viele gute Übungen beibringen und kann mit Ihnen gemeinsam einen Weg erarbeiten, wie Sie selbstwirksam ihre Symptome lindern können und ein realistisches Ziel erreichen können.

Aber Ihre Hauptarbeit findet zwischen den Therapiesitzungen statt: Sie führen ein Therapietagebuch, üben Dinge ein, halten sich daran, gut für sich und Ihren Körper zu sorgen und bauen Achtsamkeit und Bewegung in Ihren Alltag ein. Oft werden wir mit Wochenprotokollen arbeiten, vor allem, wenn Dissoziation eine Rolle spielt.

Wir werden in der Therapie gemeinsam erarbeiten, dass Sie es schaffen, In den Zeiten zwischen unseren Sitzungen, die in der Regel einmal pro Woche stattfinden, einen Notfallplan in Krisen einhalten und durchführen zu können.

Auch in Urlaubszeiten oder Zeiten, in denen ich einmal nicht für Sie zur Verfügung stehen kann, ist solch ein Notfall- oder Sicherheitsplan notwendig und hilfreich.

Hier ist oft zusätzliche Hilfe durch eine psychiatrische Klinik für den Notfall und eine/n niedergelassene/n Psychiater/in zur medikamentösen Unterstützung, evtl. auch sozialarbeiterische Unterstützung oder der zusätzliche Besuch einer Gruppe (z.B. einer DBT - Gruppe oder einer Selbsthilfegruppe) notwendig. Auch Ergotherapie, Kunsttherapie, körpertherapeutische Angebote oder andere regelmäßige Termine und Stützen, sind hilfreich und sogar notwendig, vielleicht auch irgendwann einmal eine regelmäßige ehrenamtliche Tätigkeit.

Vor allem brauchen Sie zusätzliche Unterstützung, wenn selbstschädigendes Verhalten wie beispielsweise Sucht, Selbstverletzung oder eine Essstörung eine Rolle spielen, hier ist Therapievoraussetzung, dass Sie es bereits geschafft haben, selbstschädigende Verhaltensweisen auf ein Minimum reduziert zu haben. Wenn Selbstschädigung noch eine sehr große Rolle in Ihrem System spielt, dann werden wir gemeinsam, sollten Sie es noch nicht geschafft haben, nach zusätzlicher Unterstützung schauen. Bei vielen belastenden Symptomen brauchen Sie en großes HelferInnen - Netzwerk, dies muss oft durch viele verschiedene Hilfsangebote getragen und aufrechterhalten werden. Auch das werden wir gemeinsam erarbeiten.

Auch bei der Ausstiegsbegleitung brauchen Sie mehr als die therapeutischen Sitzungen, Sie brauchen ein Hilfsnetzwerk für den Alltag, um den großen, kraftaufwendigen aber auch so lohnenden Weg des Ausstiegs zu schaffen.

Sie sollen und werden lernen, unsere Kontakte zwischen den Sitzungen nur auf Notfallkontakte und organisatorische Dinge begrenzen zu können, hier sind weitere Unterstützungskontakte oft unbedingt notwendig. Dies soll Ihnen vor allem helfen, ein Gefühl von Unabhängigkeit und Selbstwirksamkeit immer besser erlernen und erleben zu können, was Ihnen bei der Heilung helfen wird.

Mails zur Absprache von organisatorischen Dingen oder für kurze Rückfragen bezüglich Skills / Werkzeugen / neu eingeübten Dingen / Programmen sind okay und oft wichtig, die dürfen Sie natürlich schicken. Auch Mails von Anteilen, die sich anfangs innerhalb der therapeutischen Sitzungen noch nicht trauen, sich zu Wort zu melden.

Bitte überlegen Sie sich gut, ob Sie sich auf diese Dinge einlassen können, bevor wir eine gemeinsame Arbeit beginnen. So, wie ich stets versuche, für Sie verlässlich und vertrauenswürdig zu sein, muss ich mich auf Sie verlassen können, dass Sie es genauso tun.

Und dann werden Sie auf diesem Weg die Erfahrung machen, dass Sie vieles verändern können - mit Ihrer Fähigkeit, Ihr Großhirn mit Verstand und Reflektion zu nutzen, Ihren Körper zu regulieren und neue Wege auszuprobieren.

Wenn bei Ihnen eine schwerere dissoziative Störung vorliegt, werden wir evtl. auch mit diesem Buch arbeiten:

https://www.junfermann.de/titel/traumabedingte-dissoziation-bewaeltigen/239

Was macht eine hinreichend gute Therapeutin aus?

Ich versuche stets, Ihnen Zusammenarbeit, Interesse und Mitgefühl entgegenzubringen. Unsere Therapie ist ein Miteinander, dafür brauche ich von Ihnen viele Rückmeldungen und bespreche mit Ihnen, welche Fortschritte Sie schon erreicht haben und wie die weiteren Ziele aussehen werden. Ich versuche immer, authentisch zu sein, wenn es zwischen uns in der Beziehung knirscht, zu reflektieren und mit Ihnen gemeinsam dran zu arbeiten, klare und doch flexible Grenzen zu setzen und mit meinen eigenen Gegenübertragungen umgehen zu können, auch mit Hilfe von häufiger Supervision und Fortbildung.

"Hinreichend gute Therapeuten wissen nicht alles, sie sind sich aber über Ihre Wissenslücken im klaren und bemühen sich, diese zu füllen. Sie sind lebenslang Lernende und von Natur aus neugierig. Eventuelle Fortschritte ihrer Patienten sind nicht entscheidend für die Aufrechterhaltung ihres beruflichen Selbstwertgefühls. ...Hinreichend gute Therapeuten machen viele Fehler, sie sind aber bereit, diese anzuerkennen und ständig aus ihnen zu lernen. Durch eigenes Erleben und durch Supervision lernen sie, ihren Patienten sinnvolle Grenzen zu setzen. Sie bleiben demütig, so erfahren und gereift sie auch sein mögen, und sie sind sich sehr stark dessen bewußt, daß unser aller Menschsein uns sowohl bereichert als auch Grenzen auferlegt.

Hinreichend gute Therapeuten sind stets dessen gewahr, das es deutlich weniger darum geht, was sie für ihre Patienten tun, als darum, wie sie mit ihnen zusammen sind." (Kathy Steele et.al.)

Voraussetzungen für Phase 2 der Trauma - Arbeit, die Traumakonfrontation  (übernommen und überarbeitet von Sandra Paulsen)

  • Fühlen Sie sich sicher?
  • Leben Sie in einer stabilen Situation oder Umgebung?
  • Haben sich die wichtigsten Anteile Ihres Systems über ihre Neigung zu selbstschädigenden Verhaltensweisen geäußert und damit aufgehört bzw. es zumindest stark eingeschränkt?
  • Falls es Programmketten bzw. Konditonierungsabläufe gibt - ist klar, dass es keine inneren Programme oder Befehlsketten mehr gibt, wenn Innenanteile über traumatische Erlebnisse detaillierter berichten?
  • Sind alle Innenanteile, die an traumatischen Erinnerungen arbeiten möchten, in der Gegenwart orientiert und wissen, dass Heute Heute ist und die Vergangenheit Vergangenheit ist?
  • Haben Sie gelernt, sich in Ihrer Vorstellung an einen sicheren Ort zu begeben, und haben Sie gelernt, sich selbst zu beruhigen?
  • Sind Täterintrojekte zumindest zeitweise auf die Gegenwart, auf den aktuellen Aufenthaltsort und die gegenwärtige Person hin orientiert?
  • Ist Ihr Selbstsystem bereit und in der Lage, zwischen den Therapiesitzungen Techniken zur Erhaltung des Containment anzuwenden?
  • Verfügen Sie über genug Ichstärke, um starken Affekt und Abreaktionen ertragen zu können?
  • Sind ältere, stärkere und über Ressourcen verfügende Anteile Ihres Selbstsystems bereit, schwachen Kindanteilen nötigenfalls zu helfen?
  • Versteht ein ausreichend großer Anteil Ihres Selbstsystems EMDR bzw. das BASK - Modell und die Trauma - Arbeit?
  • Sind wütende / schützende Anteile bereit, die geplante Traumaverarbeitung zu unterstützen?
  • Ist ein ausreichender Teil Ihres Selbstsystems mit der beabsichtigen Arbeit einverstanden?
  • Ist der Frontanteil bzw. sind die Frontanteile bereit, ihre Position zu verlassen und nötigenfalls einem anderen Selbstanteil die Möglichkeit zu geben, dem Gesamtsystem zu helfen?
  • Ist wichtigen Anteilen klar, dass sie sich in der Gegenwart im gleichen Körper befinden, und sind sie bereit, für Heilung und Ganzheit der Person zu arbeiten?
  • Wissen Sie, was Sie in Notfällen tun sollen? Sind Sie mit Ihrem individuellen Notfallplan vertraut und können Sie ihn einhalten?
  • Sind Sie in der Lage und bereit, mit Hilfe von Imaginationsarbeit Intensität und Dosis von Affekten zu beeinflussen?